Sorgen um das Grundwasser bei der Aussaat von gebeiztem Mais

Wasserversorger und Grüne warnen: Sie fürchten, dass sich neue Vorschrift bei der Aussaat von gebeiztem Mais negativ aufs Grundwasser auswirkt. Das Land Steiermark sieht keine Gefahr.

Was für Forstwirte der Borkenkäfer, könnte für Ackerbauern der Maiswurzelbohrer werden. Der rund fünf Millimeter große Schädling befindet sich auch in der Region auf dem Vormarsch. Die größte Gefahr geht von den Larven des Käfers aus, die über die Wurzeln der Maispflanze herfallen. Bei starkem Befall kann die Pflanze absterben, Ernteausfälle sind die Folge. Um das zu verhindern, können Landwirte entweder Fruchtfolge betreiben - also nicht jedes Jahr auf derselben Fläche Mais anbauen - oder speziell behandeltes Saatgut verwenden.

Letzteres sorgt derzeit aber für heftige Diskussionen. Weil mit Insektiziden gebeiztes Saatgut in Deutschland ein Bienensterben verursacht hatte, wurde vom Land Steiermark der Entwurf einer Verordnung ausgearbeitet, die noch im März von der Landesregierung abgesegnet werden soll. Diese verbietet zwar nicht die Aussaat von gebeiztem Saatgut, schreibt aber den Einsatz von modifizierten Sägeräten vor. Moderne Technik soll gewährleisten, dass um 90 Prozent weniger Beizstaub in die Luft abdriftet und in weiterer Folge auf gerade blühenden Pflanzen landet.

Während damit die Gefahr für die Bienen gebannt sein dürfte, haben heimische Wasserversorger ärgste Bedenken. Sie befürchten, dass der Beizstaub nun in hoher Konzentration in den Boden und damit ins Grundwasser gelangen könnte. "Da dieser wasserlösliche Wirkstoff großflächig eingesetzt wird, sind die Auswirkungen aufs Grundwasser nicht absehbar. Das muss vorher wissenschaftlich untersucht werden", begründet Walter Ultes, Geschäftsführer der Leibnitzerfeld Wasserversorgung, warum er eine negative Stellungnahme gegen die Verordnung abgegeben hat. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass Chemikalien entgegen allen Expertisen doch im Grundwasser nachgewiesen wurden. "Es ist nur legitim, dass wir uns Sorgen machen", meint Ultes.

Ins selbe Horn stoßen die Grünen. Sie fordern ein generelles Verbot von Beizmitteln und stattdessen eine verpflichtende Fruchtfolge. "Das wäre die effektivste und billigste Maßnahme gegen den Maiswurzelbohrer", ist der Leibnitzer Bezirkssprecher Otto Knaus überzeugt.

Josef Pusterhofer, Chef des Landwirtschaftlichen Versuchszentrums, kann die Aufregung nicht nachvollziehen: "Der Großteil des Beizmittels ist am Maiskorn und auch der Beizstaub ist nicht in der Luft geblieben, sondern wieder auf Pflanzen und im Boden gelandet." In Summe werde also nicht mehr Wirkstoff auf die Fläche ausgebracht als bisher. Eine erhöhte Gefahr fürs Grundwasser sei deshalb nicht gegeben. Fachlich gebe es keinen Grund, warum die Landesregierung ihre Zustimmung zur Sägeräteverordnung verweigern sollte.

Von: ROBERT LENHARD, Kleine Zeitung, 2. März 2010
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/leibnitz/leibnitz/2305574/wieder-...

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